Ein Gastbeitrag von Frieda Bergmann

Frieda Bergmann © Frank Hanewacker, Sedan Sieben
Wie fängt man an? An was muss ich denken? Worauf kommt es bei einem guten Buch an? Diese Fragen stellen sich alle Autoren zu Beginn eines Buchprojektes.
Vor denselben Herausforderungen stand auch Frieda Bergmann. Sie gehört nicht zu den Leuten, die ihr Leben lang davon geträumt haben, Autor zu werden. Sie ist eher eine spätberufene Schreiberin. Irgendwann gab es eine Idee, die sie immer wieder beschäftigt hat und die offenbar erzählt werden wollte.
Frieda brauchte ihren Debütroman als Self-Publisherin heraus und durch die Veröffentlichung bei TWENTYSIX, dem Self-Publishing-Verlag der Verlagsgruppe Random House und Books on Demand, wurde nun ein Verlag der Gruppe auf sie aufmerksam. Ihr zweites Buch wird 2018 beim Blanvalet Verlagerscheinen. Ihre besten Schreibtipps teilt Frieda nun mit anderen Schreibanfängern.
Wie fängt man an?
Wie man anfängt, ist eigentlich völlig egal. Hauptsache, man fängt an. Haltet eure Idee fest: Ob ihr das in einem Notizbuch tut oder ob ihr euch gleich an euer Notebook setzt, ist vollkommen egal. Schreiben ist so individuell wie der Autor selbst.
Bei meinem ersten Roman habe ich einfach drauflos geschrieben. Entstanden sind „Kapitelinseln“, die ich nach und nach zu einer Geschichte verknüpft habe. Das bedeutete im Nachhinein viel zusätzlichen Überarbeitungsaufwand. Bei meinem zweiten Roman gehe ich viel planvoller vor. Durch das Exposé, das ich für Blanvalet entwickelt habe, ist die Handlung grundsätzlich vorgegeben. Die Festlegung fiel mir anfangs schwer. Inzwischen finde ich diese aber ziemlich praktisch. Bevor ich zu schreiben beginne, überlege ich, was das Ziel dieses Kapitels ist, was meine Figuren erleben werden, was der Leser erfahren soll und was ich vorerst noch geheim halten möchte. Außerdem verfasse ich für die wichtigen Figuren Biographien in Stichpunktform: Wo kommen sie her? Was haben sie bisher erlebt? Was sind ihre Träume und Wünsche? Was hindert sie daran, diese zu verfolgen? In welcher Beziehung stehen sie zu den anderen Figuren? Wo gibt es Anknüpfungspunkte? Wo sind Konflikte? Dann kann es losgehen! Diese „andere“ Art des Schreibens erlebe ich als sehr positiv und im Endeffekt ist sie wahrscheinlich auch effizienter. Spaß macht beides – also „Inselschreiben“ und „geplantes Schreiben“.
Wie hält man durch?
Hat der „Schreib-Flow“ einmal eingesetzt, will man durchhalten, weil man die Geschichte erzählen möchte. Wenn ich eingearbeitet bin, habe ich meine Figuren verinnerlicht: Ich denke und fühle dann mit ihnen und sie begleiten mich auch im Alltag überall hin. So fallen mir gerade in den Phasen, in denen ich mich mit anderen Dingen beschäftige, Situationen oder Erlebnisse ein, die dann in den Roman einfließen.

Frieda Bergmann mit Lektorin © Frank Hanewacker, Sedan Sieben
Schreibblockaden oder eher ideenlose Phasen kommen – sie gehen aber auch wieder. Wenn das Schreiben stockt, hilft es mir persönlich, mich mit Schreibtheorie zu beschäftigen. Es gibt tolle Bücher, die mich zum Weiterarbeiten anregen, z.B. Über das Schreiben von Sol Stein oder Wie man einen verdammt guten Roman schreibt von James Frey (Beide Werke hat Claudia Winter in ihrem Workshop auf dem Münchner Lesefestival lit.Love empfohlen! – Vielen Dank noch einmal!) Sich ablenken, tolle Bücher lesen oder auch gute Serien ansehen, erweist sich oft auch als hilfreich, denn plötzlich erzählt sich dann die eigene Geschichte wie von selbst weiter. Das liegt dann keineswegs daran, dass man kopiert, was man gelesen oder gesehen hat. Vielmehr regen die Bücher oder Episoden direkt das Kreativitätszentrum im eigenen Gehirn an.
Worauf kommt es an?
Man muss authentisch sein und sich mit dem auskennen, worüber man schreibt. Meine Geschichten spielen an Orten, die ich gut kenne. Es hilft mir, wenn ich weiß, wie es dort aussieht, wie sich der Wind anfühlt oder wie es dort riecht. Außerdem erleben meine Figuren Situationen, die der Leser kennt und in die er sich hineinversetzen kann. Das schafft Identifikationsmöglichkeiten. Natürlich gestaltet sich dies bei einem Liebesroman einfacher als bei einem Krimi: Schließlich war jeder von uns schon einmal verliebt!
Letztendlich muss man Qualität abliefern, um ernst genommen zu werden. Holt euch professionelle Unterstützung: Lasst euren Text korrigieren und auch lektorieren. Konstruktive Kritik, die die Geschichte voranbringt, ist immer besser als ein falsches Lob.
Über Frieda Bergmann Frieda Bergmann lebt in Franken und hat Englisch, Geschichte und Deutsch in Regensburg und Dublin studiert. In ihrem Debütroman „Samstag“ erzählt sie davon, dass man in der Liebe zuweilen mutig sein muss. Ihr zweites Buch wird 2018 bei Blanvalet erscheinen. Mehr über die Autorin auf www.friedabergmann.de
Wie kann es weitergehen?
Wenn euer Roman steht, überlegt euch, was ihr damit vorhabt. Egal für welchen Weg der Veröffentlichung ihr euch entscheidet, essentiell wichtig ist: Werbt, was das Zeug hält! Das ist mir am Anfang schwer gefallen, da ich eher ein passiver Social-Media-Nutzer bin. Ich like, gratuliere zum Geburtstag und freue mich über Erlebnisse und Ereignisse – poste aber selbst fast gar nichts. Um euer Buch bekannt zu machen, kommt ihr um eine aktive Arbeit in den sozialen Netzwerken nicht herum. Die gute Nachricht ist: Man wächst hinein und es gehört irgendwann einfach dazu, seine Follower zu informieren oder zu unterhalten.
Mein Fazit: Schreiben und Veröffentlichen ist zwar viel Arbeit, aber auch aufregend und macht riesigen Spaß. Traut euch, es lohnt sich!